Ich bin vor einer Weile über Lyrion Music Server (https://lyrion.org/) gestolpert und fand das Konzept sehr spannend. Lyrion Music Server ist die Weiterentwicklung von Logitech Media Server, einem lokalen Musikserver für die Verwendung mit dafür gebauten Abspielgeräten (Squeezeboxen). Squeezeboxen gibt es abseits vom Gebrauchtmarkt nicht mehr, einen Softwarenachbau für die Player in Form von beispielsweise Squeezelite jedoch bereits vorhanden.

Was die Software besonders macht ist das Feature, dass mehrere Player synchron bespielt werden können, wie es mit Multiroom-Setups von anderen Herstellern möglich ist. Primär ist Lyrion dafür gebaut, lokale Mediatheken und auch Radio abzuspielen, es gibt jedoch auch ein Plugin, mit dem das ganze über Spotify Connect direkt via Spotify ansteuerbar ist.

Hardware

Ich habe aktuell in vier Räumen Player installiert. In einem weiteren Raum ist geplant, zumindest eine Buchse zum Anschluss von z.B. einer Bluetooth-Box izu installieren.

Arbeitszimmer

Hier stecken meine PC-Lautsprecher einfach über ein Klinke-Y-Kabel sowohl an meinem PC als auch an dem Thin Client, der LMS beherbergt. Dort läuft Squeezelite als Docker in LXC, das Audiogerät ist vom Host an den LXC und Docker durchgereicht und wird von dort bespielt.

Wohnzimmer

Im Wohnzimmer ist ein Raspberry Pi 1b mit piCorePlayer wie im Arbeitszimmer, ebenfalls mit einem Y-Kabel, an das Soundsystem des Fernsehers angeschlossen. Via Homeassistant wird automatisch das Soundsystem eingeschaltet, sobald Musik abgespielt wird.

Schlafzimmer

Hier befindet sich ein selbstgebauter Player. Dieser besteht aus einem Raspberry Pi 1b mit piCorePlayer, einem Verstärker-Board und Regallautsprechern. Der Verstärker kann über ein Relais vom Pi aus ein- und ausgeschaltet werden, um Grundrauschen oder andere Geräusche auf den Lautsprechern zu vermeiden, wenn keine Musik abgespielt wird. Nebenbei spart das natürlich auch Strom. Angetrieben wird das ganze von einem 19V Laptop-Netzteil.

Küche

Hier ist ähnlich wie im Schlafzimmer ein selbstgebauerter Player platziert, hier allerdings mit einem Raspberry Pi 3. Auch hier ist es ein günstiges Verstärker-Board, schaltbar über ein Relais. Ich hatte auch für diesen Pi erst einen WLAN-Stick bestellt und erst beim Einrichten von piCorePlayer festgestellt, dass der Pi 3 WLAN integriert hat und ich den Stick gar nicht brauche.

Software

Der Lyrion Music Server läuft als Docker, hier ist einmal meine Compose-Datei inkl. des Squeezelite-Players:

services:
  lms:
    image: lmscommunity/lyrionmusicserver:dev
    network_mode: host
    volumes:
      - ./config:/config:rw
      - ./music:/music:ro
      - ./playlist:/playlist:rw
      - /etc/localtime:/etc/localtime:ro
      - /etc/timezone:/etc/timezone:ro
    environment:
      - HTTP_PORT=9000
    restart: unless-stopped
  squeezelite:
    image: giof71/squeezelite:latest-alsa
    devices:
      - /dev/snd:/dev/snd
    environment:
      - USER_MODE=yes
      - PUID=0
      - PGID=0
      - AUDIO_GID=29
      - SQUEEZELITE_NAME=Arbeitszimmer
      - SQUEEZELITE_AUDIO_DEVICE="hw:CARD=PCH,DEV=0"
    volumes:
      - ./sl-config/:/config/
    restart: unless-stopped

Bei den Plugins habe ich einerseits Spotty für Spotify Connect installiert, andererseits auch ein Plugin, um Gruppen vordefinieren zu können. Ich habe hierbei hauptsächlich eine Gruppe mit allen Lautsprechern definiert, ansonsten werden die Räume in der Regel nur einzeln genutzt.

Soundqualität und generelle Erfahrung

Die Player mit eigenem Verstärker haben leider ein gutes Maß an Grundgeräuschen, hauptsächlich dürfte das von Spannungswandlern von 19V auf 5V für die Pis kommen. Bei den Playern, wo Soundsysteme angeschlossen sind, habe ich damit keine Probleme.

Ich (bzw. wir) nutze das System hauptsächlich mit Spotify Connect. Das funktioniert nicht unbedingt perfekt - die Wiedergabe bleibt leider regelmäßig nach Ende eines Songs hängen und muss dann erstmal händisch wieder gestartet werden. Eine Lösung dafür habe ich bislang noch nicht, das Problem beim Spotty-Plugin ist allerdings bekannt. Playlists über die Integration in LMS und nicht via Spotify Connect zu starten soll das Problem beheben, ist für uns allerdings eher unpraktisch.

Update: Beim Plugin, was für Spotify zum Einsatz kommt, wurde aufgrund von API-Änderungen bei Spotify der Connect-Modus vorerst entfernt, seit dem nutzen wir die Integration. Das funktioniert auch fehlerfrei, das System spielt stundenlang ohne einen einzigen Fehler Musik ab.

Ansonsten funktioniert das System gut, die Lautsprecher laufen weitestgehend synchron. Zeitweise gab es mal mit einem Lautsprecher Probleme, weil aus irgendeinem Grund der WLAN-Empfang in der genauen Position des Players schlecht war, das hat dann dazu geführt, dass das gesamte System regelmäßig out of sync war und die Wiedergabe kurz unterbrochen wurde. Verschieben des Players um einige Zentimeter hat das beseitigt.