Der Fujitsu Futro S740 ist nun seit fast drei Jahren zentraler Bestandteil meines Homelabs und ist auch hier im Blog regelmäßig Thema. Es wird Zeit, mal Bilanz zu ziehen und etwas zu meinen Langzeiterfahrungen zu schreiben.
Leistung und Einsatz im Cluster
Die Leistung des Futro S740 reicht für viele Homelab-Anwendungen aus, ist jedoch begrenzt. Aber gut, was erwartet man auch von einem Gerät, das als Thin Client konzipiert wurde und einen passiv gekühlten Intel Celeron verbaut hat. Gerade bei Single-Thread-Anwendungen und virtuellen Maschinen merkt man schnell den Overhead und die begrenzte CPU-Power. Deshalb bevorzuge ich Proxmox LXC-Container, die deutlich ressourcenschonender sind, schneller starten und effizienter laufen. Für wirklich rechenintensive Anwendungen ist der S740 einfach nicht gebaut.
Neben zwei Futro S740 läuft in meinem Proxmox-Cluster auch ein leistungsstärkerer Mini-PC. Auf diesem laufen Workloads, die mehr CPU-Leistung brauchen, wie Gameserver, Windows-VMs und Linux-Workstation-VMs. So verteile ich die Last passend und nutze die Hardware im Cluster optimal.

Hardwareerweiterungen
Meistens kommt der Futro S740 mit 8/16 GB EMMC-Speicher und 4 GB RAM. Das lässt sich aber deutlich aufrüsten.
Speicher
Eine gute SATA-SSD ist für den Futro Pflicht, um vernünftige I/O-Performance zu gewährleisten. Ich habe zusätzlich eine NVMe-SSD im M.2-Slot für Wifi mit einem simplen Adapter eingebaut. Der Einbau erfordert etwas unorthodoxe Maßnahmen, funktioniert aber auch auf Dauer stabil. Obwohl dieser Slot technisch nicht die volle NVMe-Bandbreite bietet, spürt man die geringeren Latenzen und deutlich höheren IOPS trotzdem. Wichtig ist, hier auf gute Qualität zu achten und lieber kein QLC-Modell zu verwenden. Auch wenn der Slot limitiert ist, lohnt sich die Investition in eine zuverlässige und langlebige SSD, damit der Storage nicht zum Flaschenhals wird.
Auf ZFS habe ich bei den Futros verzichtet, auch wenn ich sonst wegen der transparenten Komprimierung und dem integrierten Volume-Manager ein großer Fan bin. Auf den Thin Clients hat sich Thin LVM als deutlich schlanker und von den Features her ausreichend bewiesen.
RAM
Der maximale RAM-Ausbau liegt bei 16 GB, was für die meisten Homelab-Nutzer ausreicht. Damit lässt sich auf jeden Fall einiges erreichen. Wer mehr will, muss sich nach anderer Hardware umsehen. Es empfiehlt sich auch, möglichst gleich 16 GB zu verbauen, um genug Reserven zu haben und nicht später noch wieder neuen RAM kaufen zu müssen.
Stromverbrauch und Lautstärke
Das Highlight ist der sehr niedrige Stromverbrauch: Der Futro benötigt im Alltag oft nur um die 5 Watt, was ihn ideal für den Dauerbetrieb macht. Die passive Kühlung macht ihn auch komplett lautlos, wobei man beim Betrieb von mehreren Futros auf eine gute Belüftung achten sollte. Ich habe bei mir einen 120mm-Lüfter, der für Kühlung sorgt.
Was ich auf den Futros betreibe
Die Liste ist tatsächlich recht lang.
Zentral ist HomeAssistant, dazu ist am ersten Futro S740 auch ein Zigbee-Stick angeschlossen. Außerdem habe ich einen ADSB-Empfänger, womit ich Daten an z.B. FlightRadar24 übertrage. Dazu folgt vielleicht auch mal ein Post.
Nextcloud mit Collabora ist ein weiterer sehr zentraler Dienst, das ist die Hauptaufgabe vom zweiten Futro. Dazu (und auch zu diversen anderen Services) gehört natürlich auch ein Reverse-Proxy, wofür Caddy in einem weiteren LXC läuft.
Ansonsten laufen zwei Blocky-Instanzen für redundantes DNS, Bind als authoritativer DNS-Server für lokale DNS-Zonen, der Unifi-Controller für meinen Access Point und Smokeping für Latenz-Monitoring. Prometheus, Alertmanager und Grafana darf natürlich auch nicht fehlen. Harbor als lokale Registry (dazu könnte ich auch mal schreiben), Lyrion Music Server, Memos als Notizbuch, Code-Server als Blog-Editor und Firefly3 für die Haushaltsfinanzen. Uptime-Kuma darf natürlich auch nicht fehlen.
Und das ist mit Sicherheit noch nicht alles, das ist nur das, was ich gerade im Kopf habe. Generell lässt sich sagen, dass man mit den Futros mehr machen kann, als man so denkt. Die meisten der Services benötigen im Normalbetrieb fast keine Rechenleistung, damit lande ich bei um die 40 % konstante CPU-Last auf beiden Hosts. Beim RAM sind jeweils 11-12GB voll.
Generell kann man eigentlich alles auf den Dingern betreiben, nur von Dingen wie einer Windows-Workstation-VM oder einem Minecraft-Server würde ich wegen der fehlenden Single-Core-Performance eher absehen.
Weitere mögliche Szenarien
Mit einem DAS, also einem per USB angebundenen Gehäuse für mehrere Festplatten, lässt sich der S740 mit einem OS wie TrueNAS oder unRAID auch sicherlich gut als NAS verwenden. Die integrierte Intel-GPU kann hier bei einem Mediaserver wie Plex auch Transcoding durchführen. Über den Wifi-Slot lässt sich statt der SSD laut dem Internet auch eine zweite Netzwerkkarte (mit z.B. auch 2,5 GBit/s) verbauen, damit wäre auch der Einsatz als Router denkbar.
Ein effizienter Kubernetes-Cluster ist auch möglich. Zu Container-Orchestrierung folgt auch in den nächsten Wochen noch ein Post.
Klar, als klassischer Thin Client - wofür der Futro eigentlich auch gebaut wurde - ist der auch geeignet, ein modernes Desktop-OS (egal ob Windows oder Linux) dürfte auch für einfache Aufgaben brauchbar und flüssig laufen. Als Mediaplayer am Fernseher oder Retro-Spielekonsolen-Emulator taugt der Thin Client sicherlich auch.
Ich selbst setze einen Futro als Printserver für einen 3D-Drucker ein, funktioniert super.
Ich finde es erstaunlich, wie vielseitig sich dieses Gerät einsetzen lässt, vor allem bei dem Preis, zu dem man den Futro heutzutage bekommt. Bei mehreren Händlern für Refurbished Hardware gibt es immer mal wieder Angebote mit etwa 40 € pro Stück.
Alter der Hardware
Auch, wenn ich fast nur positives berichten kann:
Ich denke, die Hauptzeit des Fujitu Futro S740 ist langsam vorbei. Die CPU ist von 2017 und geht damit langsam auf die 10 Jahre zu und es gibt zunehmend mehr Alternativen.
Wenn man myDealz und ähnliche Plattformen ansieht, taucht der HP T740 zunehmend häufiger auf. Für mittlerweile unter 100 € bekommt man deutlich mehr Leistung und etwas bessere Aufrüstoptionen. Die CPU-Leistung vom T740 liegt grob beim Dreifachen der des S740. Wenn ich etwas Spielgeld über habe, werde ich mir davon vermutlich auch mal einen zulegen.
Ansonsten sind Mini-PCs mit dem Intel N100 recht weit verbreitet, ich selbst hatte davon allerdings noch keinen in der Hand. Mini-PCs wie der Lenovo oder auch diverse Modelle von HP oder Dell sind für ein Homelab ebenfalls eine gute Wahl - benötigen aber deutlich mehr Strom.
Trotz der Alternativen bleibt der Futro S740 auch heute noch eine gute Wahl, vor allem bei den Preisen, zu dem die Geräte mittlerweile erhältlich sind.
Fazit
Der Fujitsu Futro S740 ist seit fast drei Jahren ein zuverlässiger, stromsparender Baustein in meinem Homelab. Für leichte bis mittlere Aufgaben reicht die Leistung gut. Vor allem im Cluster mit mehreren Geräten lässt sich viel machen, sogar hochverfügbarkeit mit Ceph ist denkbar. Vor allem als Smart-Home-Zentrale und für leichte bis mittelschwere Services wie Nextcloud, Immich und die anderen üblichen Verdächtigen zum selbst hosten ist der S740 gut geeignet.
Das größte Argument für mich ist aber tatsächlich die Kombination aus Preis, Leistung und dem Stromverbrauch von um die 5 Watt, das ist einfach kaum schlagbar.