Verwendungszweck
Ich habe mittlerweile eine kleine Sammlung an Thin Clients (eine Übersichtsseite mit allen Thin Clients und entsprechenden Beiträgen folgt bei Gelegenheit). Die nutze ich allerdings alle für Zwecke, für die sie nicht gedacht sind. Die meisten (3 von 4) dienen als Server, der letzte ist der Druckserver für meinen 3D-Drucker mit Octoprint. Das ist bei diesem Thin Client nun anders.
Ich habe seit etwa einem halben Jahr einen Lenovo Thinkcentre M715q Tiny als dritten Server im dauerhaft laufenden Homelab, der deutlich mehr Power als die beiden Futro S740 hat. Damit habe ich auch die notwendige Performance, um VMs als normale Desktop-Maschinen zu nutzen (sowohl Linux als auch Windows). Ich habe schon länger je eine VM mit Debian (KDE) und Windows 11, die ich für den Fernzugriff von außerhalb nutze, hauptsächlich über webbasiertes RDP via Guacamole. Das hat sich so auch schon mehrfach bewährt, da ich von jedem Ort der Welt mit einem Browser und Internet an einen Windows-Arbeitsplatz mit meiner gewohnten Ausstattung und Zugriffsmöglichkeiten komme (und dank 2FA und vernünftigen Zugangsdaten auch sicher). RDP habe ich dabei nicht offen am Internet und das ist auch gut so.
Zuhause nutze ich morgens vor der Arbeit, in der Mittagspause und auch nach der Arbeit (und natürlich auch an freien Tagen) viel meinen Desktop-PC, der auf Gaming ausgelegt ist, für leichte Aufgaben wie Mails, Surfen und an meinem Blog schrieben. Dafür ist die Rechenleistung aber eigentlich komplett überflüssig bzw. deutlich überdimensioniert. Die GPU brauche ich dabei natürlich auch nicht. Und mein Desktop verbraucht im fast-Leerlauf um die 80 Watt.
Durch die Arbeit habe ich eine USB-C-Dockingstation, die ich meistens für das Arbeits-Notebook nutze. Die ist über einen KVM-Switch so an meine Monitore und Maus und Tastatur angeschlossen, dass ich mit einem Knopfdruck zwischen Arbeitsrechner und meinem privaten Desktop wechseln kann.
Und an dieser Stelle kommt jetzt der HP T430 ins Spiel. Dieser Thin Client hat im Vergleich zu vielen anderen Thin Clients nämlich die Besonderheit, dass er einen USB-C-Port hat, der neben USB auch Display-Signale und Strom übertragen kann, sich also mit einem einzigen Kabel an einer Docking-Station betreiben lässt.
Damit kann ich also, wenn ich nicht auf viel Rechenleistung angewiesen bin, einfach den Thin Client an die Docking-Station anstecken und habe nach kürzester Zeit eine laufende RDP-Verbindung zu meiner Windows- oder Linux-VM und kann meinen Arbeitsplatz normal nutzen, ohne den großen Desktop in Betrieb zu haben. Und ja, natürlich spielt auch die Neugierde bzw. Spielfaktor da mit rein, hundertprozentig sinnvoll ist das Setup so nicht.
Der HP T430
Der Thin Client ist von den Spezifikationen her nichts überragendes bzw. schwächer als z.B. der Futro S740. Verbaut ist ein Intel Celeron N4020 mit 2x 1,1 GHz, also wirklich nicht viel. Dazu sind 2GB RAM und 16GB eMMC-Speicher verlötet. Heißt, an diesem Gerät ist bis auf das WLAN-Modul absolut nichts austauschbar bzw. erweiterbar. Das sieht man auch auf den Bildern gut.
Die Anschlüsse sind soweit wirklich solide und für so ein Gerät passend, ich hätte mir höchstens noch einen Front-USB gewünscht.
Bilder
HP T430 - Frontseite HP T430 - Seite HP T430 - Rückseite HP T430 - Unten HP T430 - Innen
Betriebssystem
HP ThinPro OS
Der Thin Client kam mit HP ThinPro OS ausgeliefert. Das ist ein auf Thin Clients ausgelegtes OS auf Linux-Basis (afaik Debian, aber da bin ich mir nicht sicher). Es ist auf den Einsatz in Unternehmen zugeschnitten und bietet damit natürlich auch Möglichkeiten wie zentralem Management. An Fernzugriff ist Citrix, VMware Horizon, RemoteDesktop und weiteres direkt an Board, RDP basiert hierbei auf FreeRDP. Funktioniert hat das ganze gut, war mir allerdings nicht flexibel genug.
Alpine mit XFCE und Remmina
Als nächstes habe ich mit Alpine experimentiert. Das lief soweit auch, nur hatte ich z.B. Probleme mit der Bildschirmanordnung in Remote-Sessions. Auch war mir das Alpine zu unflexibel bzw. zu minimalistisch.
Debian mit XFCE und Remmina
Und so bin ich dann beim guten alten Debian gelandet, auch hier mit XFCE als Desktop und Remmina als Remote-Tool. Das funktioniert soweit gut - und die RDP-Sessions auch flüssiger als mit dem OS von HP. Mit Debian habe ich auch ein OS, womit ich auch außerhalb von Remotezugriff arbeiten kann, auch wenn z.B. Firefox recht langsam ist.
Probleme mit Alpine und Debian
Bei Debian und Alpine hatte ich bei beidem Probleme mit Standby bzw. nach ausgeschaltetem Monitor, die Monitore wieder aufzuwecken. Außerdem wurde beim Booten die GUI nicht immer gestartet, teilweise blieben die Monitore nach dem Übergang zum X-Server schwarz. Der Thin Client lief, via Strg+Alt konnte ich auch zu anderen Terminals wechseln und via CLI arbeiten, aber wirklich zuverlässig war das nicht. Deswegen bin ich jetzt erstmal wieder bei dem OS von HP gelandet, worüber ich auch gerade diesen Absatz schreibe. Generell ist ein großer Teil dieses Posts über den Thin Client entstanden, das geht wirklich gut.
Stromverbrauch
Der Stromverbrauch von dem Gerät ist auf dem Desktop ohne Remote-Session bei etwa 6 Watt, was sehr angenehm ist. Ohne angeschlossene Peripherie sinkt der Verbrauch auf 4 Watt.
Mein kompletter Arbeitsplatz (also Monitore plus Dockingstation plus PC/Thin-Client) verbraucht statt vorher ~170 Watt im leichten Desktop-Betrieb mit Surfen oder leichteren Arbeiten in VSCode jetzt etwas unter 60 Watt, wobei das meiste wahrscheinlich schon auf die Monitore entfällt. Der Heimserver, auf dem die VM läuft, braucht natürlich ein wenig mehr Strom, während ich in der VM arbeite, aber das sind maximal 10 Watt oder so. Insgesamt spart es also gute 100 Watt. Und bei aktuellen Strompreisen von etwa 30 Cent pro kWh müsste ich das Setup 1650 Stunden nutzen, um den Break-Even zu erreichen (fast 70 Tage durchgehend). Realistisch ist das so nicht, wenn wir ehrlich sind. Ich würde sagen, ich nutze das Setup wahrscheinlich maximal 10 Stunden pro Woche, was 165 Wochen bzw. etwas über drei Jahre ergibt. Das geht vom ROI her natürlich noch, aber zeigt trotzdem, dass das Setup so eher mäßig sinnvoll ist.
Aber nicht alles im Homelab muss ja auch komplett sinnvoll sein. Mir gehts dabei eher darum, Erfahrung mit solchen Setups zu machen und mir die Praxistauglichkeit von so einer Lösung mal selbst anzusehen.
Andere Verwendungszwecke
Der nicht erweiterbare RAM und Speicher schränkt natürlich die Nutzung des Geräts für andere Zwecke ein. HomeAssistant oder als kleiner Docker-Host für z.B. Pihole dürfte allerdings gut funktionieren, auch wenn ich es nicht getestet habe. Auch als Printserver für einen 3D-Drucker mit Octoprint dürfte das Gerät eine gute Figur machen. Generell geht alles, was nicht viel Rechenleistung, RAM und Speicher braucht, Linux läuft auf dem T430 problemlos. Für Windows (und generell Einsatz als normaler Desktop) ist die Hardware schlicht zu schwach.
Benchmark
YABS darf natürlich hier auch nicht fehlen. Geekbench 6 lief hierbei aus mir nicht bekannten Gründen nicht durch.
tc@hp-t430:~$ curl -sL https://yabs.sh | bash -s -- -5 -6 -i
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# Yet-Another-Bench-Script #
# v2025-04-20 #
# https://github.com/masonr/yet-another-bench-script #
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Do 1. Mai 08:59:13 CEST 2025
Basic System Information:
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Uptime : 0 days, 0 hours, 4 minutes
Processor : Intel(R) Celeron(R) N4020 CPU @ 1.10GHz
CPU cores : 2 @ 2186.154 MHz
AES-NI : ✔ Enabled
VM-x/AMD-V : ❌ Disabled
RAM : 1.5 GiB
Swap : 977.0 MiB
Disk : 13.4 GiB
Distro : Debian GNU/Linux 12 (bookworm)
Kernel : 6.1.0-34-amd64
VM Type : NONE
IPv4/IPv6 : ✔ Online / ❌ Offline
fio Disk Speed Tests (Mixed R/W 50/50) (Partition /dev/mmcblk0p2):
---------------------------------
Block Size | 4k (IOPS) | 64k (IOPS)
------ | --- ---- | ---- ----
Read | 5.51 MB/s (1.3k) | 8.98 MB/s (140)
Write | 5.53 MB/s (1.3k) | 9.50 MB/s (148)
Total | 11.05 MB/s (2.7k) | 18.49 MB/s (288)
| |
Block Size | 512k (IOPS) | 1m (IOPS)
------ | --- ---- | ---- ----
Read | 9.08 MB/s (17) | 17.53 MB/s (17)
Write | 10.13 MB/s (19) | 18.86 MB/s (18)
Total | 19.22 MB/s (36) | 36.39 MB/s (35)
Geekbench 5 Benchmark Test:
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Test | Value
|
Single Core | 516
Multi Core | 779
Full Test | https://browser.geekbench.com/v5/cpu/23509544
Geekbench 6 test failed. Run manually to determine cause.
YABS completed in 27 min 5 sec