Ich habe mir vor ein paar Wochen einen Mini-PC, genauer gesagt einen Lenovo ThinkCentre M715q Tiny gekauft.
Wofür?
Mein Minecraft-Server läuft nun seit bald 5 Jahre durchgängig. Ursprünglich auf freien Ressourcen eines Dedicated Servers, zwischenzeitlich an verschiedenen anderen Orten und seit fast einem Jahr auf einem 1€-Angebots-vServer von 1blu. Dieses Angebot gibt es so aber anscheinend nicht mehr (und der vServer ist mit 8GB RAM ehrlich gesagt eigentlich auch zu klein dimensioniert), wodurch ich eine neue Lösung brauchte.
Hauptsächlich war tatsächlich der Preis ausschlaggebend für den Umzug des MC-Servers zu mir nach Hause - neben den einmaligen Anschaffungskosten sind hier eigentlich nur die Stromkosten zu nennen. Ein ausreichend starker vServer hätte mich vermutlich um die 10€ pro Monat gekostet, der Mini-PC kostet mich jetzt grob 3€ pro Monat an Strom.
Wenn man die Differenz zu einem vServer mit den Anschaffungskosten (im Angebot jetzt gut 90€ plus ~20€ für eine 240GB NVMe-SSD) vergleicht, ist der Mini-PC ab etwa 1,5 Jahren Betrieb insgesamt günstiger gewesen. Und das ist ausreichend kurz.
Die Hardware
Der M715q hat bei mir nun folgende Ausstattung:
- AMD Ryzen 5 2400GE (4 Cores, 8 Threads)
- 12GB RAM (ausgeliefert mit 2x 4GB, ich hatte noch 8GB liegen)
- 240GB NVMe-SSD
Die SSD ist eine Patriot P310 mit 240GB, das war das günstigste brauchbare Modell, was ich so finden konnte. Die Performance macht einen guten Eindruck bislang, wobei hochwertigere SSDs mit Sicherheit deutlich besser sind.
Neben dem M.2-Slot hat der Mini-PC auch die Möglichkeit, ein 2,5-Zoll SATA-Gerät aufzunehmen, aktuell habe ich da eine 1TB HDD verbaut, die ich noch herumliegen hatte. Ich habe vor, die HDD durch eine 1-2TB SATA SSD zu ersetzen und den RAM irgendwann auf 32GB aufzurüsten.
Die Software
Wie alles andere auch läuft der Mini-PC bei mir mit Proxmox. Das ließ sich problemlos installieren und funktioniert einwandfrei. Viel mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.
Stromverbrauch
Im Idle habe ich teilweise schon Werte unter 10W gesehen. Mit dem Minecraft-Server im Leerlauf und einigen weiteren Anwendungen liegt der M715q bei mir die meiste Zeit zwischen 10 und 15 Watt. Mit aktiven Spielern oder generell unter Last geht der Verbrauch teilweise auch auf 40-50 Watt hoch.
Das sind vermutlich ein paar Watt mehr als Geräte mit vergleichbaren Intel-CPUs aus dem Zeitraum verbrauchen würden, aber trotzdem ein guter Wert. Dieses Gerät ist vor allem deutlich günstiger als Mini-PCs mit Intel i5 8. oder 9. Generation und dabei von der Single-Core-Performance her sogar noch etwas stärker.
Der Lüfter ist im Leerlauf nur bei absoluter Stille ein wenig zu hören, unter Last klingt der Rechner ähnlich wie ein Notebook unter Last und ist deutlich hörbar.
Benchmark
Zum Abschluss hier noch das Ergebnis von YABS:
root@host3:~# curl -sL yabs.sh | bash -s -- -5 -6 -r
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# Yet-Another-Bench-Script #
# v2024-06-09 #
# https://github.com/masonr/yet-another-bench-script #
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Thu Nov 28 02:53:32 PM CET 2024
Basic System Information:
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Uptime : 0 days, 0 hours, 6 minutes
Processor : AMD Ryzen 5 2400GE with Radeon Vega Graphics
CPU cores : 8 @ 1600.000 MHz
AES-NI : ✔ Enabled
VM-x/AMD-V : ✔ Enabled
RAM : 10.6 GiB
Swap : 3.7 GiB
Disk : 19.1 GiB
Distro : Debian GNU/Linux 12 (bookworm)
Kernel : 6.8.12-4-pve
VM Type : NONE
IPv4/IPv6 : ✔ Online / ❌ Offline
fio Disk Speed Tests (Mixed R/W 50/50) (Partition /dev/mapper/vg1-root):
---------------------------------
Block Size | 4k (IOPS) | 64k (IOPS)
------ | --- ---- | ---- ----
Read | 199.16 MB/s (49.7k) | 552.76 MB/s (8.6k)
Write | 199.68 MB/s (49.9k) | 555.67 MB/s (8.6k)
Total | 398.84 MB/s (99.7k) | 1.10 GB/s (17.3k)
| |
Block Size | 512k (IOPS) | 1m (IOPS)
------ | --- ---- | ---- ----
Read | 761.70 MB/s (1.4k) | 810.20 MB/s (791)
Write | 802.17 MB/s (1.5k) | 864.16 MB/s (843)
Total | 1.56 GB/s (3.0k) | 1.67 GB/s (1.6k)
iperf3 Network Speed Tests (IPv4):
---------------------------------
Provider | Location (Link) | Send Speed | Recv Speed | Ping
----- | ----- | ---- | ---- | ----
Clouvider | London, UK (10G) | 53.6 Mbits/sec | 107 Mbits/sec | 45.1 ms
Leaseweb | Singapore, SG (10G) | 45.1 Mbits/sec | busy | 183 ms
Leaseweb | NYC, NY, US (10G) | 51.5 Mbits/sec | 98.5 Mbits/sec | 117 ms
Geekbench 5 Benchmark Test:
---------------------------------
Test | Value
|
Single Core | 938
Multi Core | 2862
Full Test | https://browser.geekbench.com/v5/cpu/23105065
Geekbench 6 Benchmark Test:
---------------------------------
Test | Value
|
Single Core | 1069
Multi Core | 2833
Full Test | https://browser.geekbench.com/v6/cpu/9120078
YABS completed in 13 min 3 sec
Minecraft - mein Setup
Ich habe in einem LXC-Container (ja, das C ist eigentlich doppelt gemoppelt) Docker und Pterodactyl installiert. Damit kann ich die Gameserver bequem per Webinterface verwalten. Ich habe keine direkte Portfreigabe für den Minecraft-Server gemacht. Der Traffic geht erstmal ins Rechenzentrum und erreicht dort einen Velocity-Proxy. Von dort führt ein Wireguard-Tunnel zu meinem Router nach Hause, der dann die Spieldaten entsprechend zum Container auf dem Mini-PC leitet. Das Setup hat den Vorteil, dass ich einerseits meine Heim-IP nicht preisgebe, andererseits möglichen Peering-Problemen aus dem Weg gehe und den MC-Server auch problemlos und schnell (und ohne DNS-Änderungen) umziehen kann. Ich muss nach einem Umzug nur im Proxy eine neue IP hinterlegen und bin fertig. Die Dynmap hängt auch hinter einem Reverse-Proxy im Rechenzentrum und funktioniert auf dem selben Weg.
Fazit
Mir gefällt der kleine Rechner ziemlich gut, vor allem bei dem Preis. Vermutlich hätte ich mir den Kauf vom zweiten Futro S740 sparen können, das hätte problemlos mit auf diesen M715q gepasst. Aber egal, jetzt ist es so.
Die Performance ist wirklich gut, vor allem für den geringen Preis (auch im Vergleich zu den Intel-Modellen). Für einen (oder auch mehrere) Minecraft-Server ist die Kiste eine klare Empfehlung und erlaubt günstigen Betrieb von einem Minecraft-Server zuhause.