Vor etwa einem halben Jahr wurde von Sipeed ein neues Produkt angekündigt - ein IP-KVM auf Basis einer kleinen RISC-V-CPU (siehe https://sipeed.com/nanokvm). Was dieses Gerät so besonders machen sollte ist primär der Preis. Ich habe (bestellt Mitte Juli, geliefert Ende August) etwa 45€ bezahlt, der Preis ist seit dem allerdings gestiegen (Stand 05.09.2024 ~68€ + ~6,50€ via Aliexpress).

Paket von außen

Aber fangen wir vorne an. Die Hardware basiert auf dem LicheeRV Nano von Sipeed, einem kleinen Dev-Board mit einer Risc-V-CPU, 256MB RAM, Ethernet/Wifi (allerdings optional), einem MicroSD-Slot und einem Kamera-Interface. Für das NanoKVM wird das Kamerainterface mit einem kleinen Konverter-Board als HDMI-Input benutzt. Der USB-Port vom Board kann als Host dienen, aber auch ein Client-Gerät sein. Das wird beim NanoKVM zur Emulation von Maus/Tastatur sowie auch von Storage benutzt. Es gibt zwei Versionen vom NanoKVM - eine Lite-Version, die nur HDMI-In, LAN und den USB-Port zum Anschluss an den Zielrechner hat, daneben gibt es auch eine Full-Version, die zusätzlich ein Gehäuse mit OLED-Display, einen zweiten USB-Anschluss zur Stromversorgung (wenn der Zielrechner ausgeschaltet ist) sowie einen USB-Port zum Anschluss eines kleinen Breakout-Boards für die Verbindung zu Power- und Reset-Knopf und -LED.

Das Paket

Paket geöffnet

Das Zubehör

Ich habe mir die Full-Edition gekauft, dementsprechend habe ich auch das volle Zubehör und das NanoKVM im Gehäuse. Zwei USB-Kabel waren dabei, aber leider kein HDMI-Kabel.

Der erste Verbindungsversuch

Bitte den Kabelsalat ignorieren, die Kabel sind für diesen Zweck viel zu lang

Ich habe das NanoKVM also an einen Laptop (mit einem Debian ohne GUI) zum Testen angeschlossen. Nach kurzer Bootzeit (nur ein paar Sekunden) wurde mir die IP vom Gerät auf dem Display angezeigt.

Das Display zeigt neben der IP vom Gerät diverse weitere hilfreiche Informationen an

Jetzt kam natürlich der spannende Moment - ich habe also die IP im Browser eingegeben und wurde (nach Login) von einer simplen, aber funktionalen UI begrüßt.

Übertragung in 720p, auch wenn der Host eigentlich mit 1080p läuft

Weitere Funktionen

Neben dem reinen Anzeigen vom Monitor sowie Übertragen von Maus und Tastatur kann das Gerät noch ein paar weitere Dinge. Auf dem internen Speicher lassen sich ISOs ablegen (z.B. via SFTP übertragbar), diese lassen sich dann einfach auf dem Zielgerät mounten. Das funktioniert auch soweit, scheint aber nach meinen ersten Tests insgesamt eher langsam zu funktionieren. Ich habe sowohl Debian 12 als auch Windows 10 getestet und konnte beide Systeme problemlos über das emulierte Laufwerk booten.

Man kann sich auf dem Gerät auch via SSH einloggen und sich auf dem System umsehen. Es läuft Kernel 5.10.4, also ein über 3,5 Jahre alter Kernel von Ende 2020. Laut /etc/os-release wird das Image mit Buildroot gebaut, ist also eine auf diesen Einsatzzweck und dieses Gerät zugeschnittenes Image und basiert nicht auf Debian oder einer anderen größeren Distro. Ansonsten ist mir bei einem ersten Überblick nur aufgefallen, dass Verzeichnisse wie /var/log auf /tmp umgebogen sind, was wiederum eine Ramdisk ist. Das ist für die Haltbarkeit der verbauten MicroSD-Karte natürlich gut.

Ich habe auf einem alten Netbook Windows 10 neu installiert - und das vollständig per NanoKVM (also ISO-Mount plus Fernbedienung). Ich hatte keine nennenswerten Probleme dabei und konnte soweit gut arbeiten. Für derartige Zwecke (also “mal eben” an irgendwelchen Rechnern Dinge tun) habe ich mir das Gerät auch angeschafft, damit ich nicht immer Maus/Tastatur/Monitor aufwändig umstecken muss sondern einfach nur das NanoKVM anschließe und loslegen kann.

Auch lässt sich das NanoKVM mit der mitgelieferten Platine auch an die Power-/Reset-Buttons bzw. Power/HDD-LEDs anschließen und damit auch ein Druck des Power- bzw. Reset-Buttons auslösen lässt. Das funktionierte in meinen Tests soweit.

Anfangs gab es Probleme, wenn der Host die Auflösung gewechselt hat, das ist mittlerweile allerdings behoben worden. Das war vor allem problematisch, wenn das BIOS/UEFI und das spätere OS verschiedene Bildschirmauflösungen genutzt haben.

Meine Ideen

Die MicroSD-Karte ist mit 8GB eher klein, vor allem wenn mehrere ISOs gespeichert werden sollen.

Fazit

Die Grundfunktionen laufen soweit gut - aber wie ich auch bei der Bestellung erwartet habe, macht die Software noch keinen wirklich vollständigen Eindruck. Das Übertragen von ISOs per SFTP ist mit ~2,5 MB/s auch eher langsam, das wird allerdings wahrscheinlich durch die sehr schwache CPU limitiert. Mounten von ISOs funktioniert soweit auch, das Laden von Dateien geht allerdings eher langsam von Statten. Ich kann das Gerät nur mit den IPMIs von Supermicro und einem älteren HP ILO vergleichen, beide Lösungen sind dabei natürlich deutlich tiefer in die Hardware integriert. Bei den reinen KVM-Features fühlen sich Supermicro und HP etwas polierter an, hier finde ich bei Supermicro z.B. auch praktisch, dass ich eine ISO direkt von meinem PC aus benutzen kann, ohne diese irgendwohin übertragen zu müssen. Auch scheinen verschiedene Auflösungen besser zu funktionieren. Ich würde gerne zum Vergleich ein PiKVM testen, da das preislich am ehesten in der Nähe ist, sowas besitze ich aber leider nicht.

Grundsätzlich funktioniert das Gerät allerdings so, wie es soll - und ist vor allem unter Berücksichtigung des Preises soweit solide.